"Geschäftsidee" im 13. Jahrhundert
Es begann mit der Brücke
Das aufregende Leben an und mit
der Mur zwischen Wohlstand
und den vielen Tücken der Zeit
Eine mutige Geschäftsidee im 13. Jahrhundert und die Mur mit ihrem Reichtum an Möglichkeiten waren einst die entscheidenden Faktoren für die Gründung des Marktes Frohnleiten. Der auch die moderne Steiermark so prägende Fluss war zur damaligen Zeit ein wichtiger Verkehrsweg für den Personen- und Gütertransport, lieferte Nutzwasser und Trinkwasser für das Vieh und ermöglichte den Fischfang. Vor allem aber bot er den idealen Standort für ein interessantes Investment an, das gegen Ende des 13. Jahrhundert die Grafen von Pfannberg – an sie erinnert die Ruine südlich der Stadt – gewagt haben, in die Tat umzusetzen.
Sie bauten genau dort eine Brücke, wo sich der Verkehr eines wichtigen Handelsweges in Richtung Graz vom rechten auf das linke Murufer verlagerte. Bauwerke dieser Art waren zu dieser Zeit geradezu magische, technisch aufwändige Herausforderungen, frequentierte Treffpunkte und eine sprudelnde Quelle für Mauteinnahmen. Vor allem aber waren sie äußerst selten. Heute hat die Steiermark an der Mur über 40 davon zu bieten, damals gab es nur ganz, ganz wenige.
Stark frequentierter Verkehrsweg
Von der "Freyliten" zum stattlichen Markt
Den Herren von Pfannberg ist wohl auch klar gewesen, dass es sich bei der Gegend rund um ihr Brückenprojekt um eine uralte Kulturlandschaft handelte, also um bewährten Boden, der über Eiszeit und jüngere Steinzeit hinweg bis zu den Kelten und letztlich auch von den Römern besiedelt war. Also fiel zur Sicherung ihrer Brücke der Entschluss, wie überliefert wird, auf einer „Freyliten“, einer „freien Leiten“ – womit der Namen der heutigen Stadt seine Erklärung findet – über den Ufern der Mur einen Ort zu gründen.
Der schaffte es aufgrund seiner herausragenden Lage ungewöhnlich rasch, zum stattlichen Markt zu wachsen. Diesen Aufstieg hatte man nicht nur dem querenden Verkehrsknotenpunkt, sondern auch der Mur zu verdanken. Sie integrierte Frohnleiten ebenso wie der stark frequentierte Verkehrsweg in ein weit reichendes Netzwerk von Handelsbeziehungen und ließ damit Wohlstand entstehen.
Eine wichtige Rolle dabei spielten auch Schifffahrt und Flößerei, die vor allem im 15. und 16. Jahrhundert florierten. Holz, Eisen und Salz wurden flussabwärts geliefert. Die von Pferden flussaufwärts gezogenen Boote hatten aus dem Südosten kommend meist Wein, aber auch Honig an Bord. Und Frohnleiten war außerdem eine wichtige Rast- und Nächtigungsstation nicht nur auf dem stark frequentierten, die Brücke querenden Handelsweg, sondern auch auf abenteuerlichen Flussfahrten, die oft Tage dauerten.
Der Weg zur Stadterhebung
Krisen und Chancen
Doch der Markt blieb leider nicht von all den Tücken der damaligen Zeit verschont und hatte oft schwerste Krisen zu bewältigen. Über ihn brachen Seuchen, verheerende Brände, folgenschwere Hochwasserkatastrophen und schreckliche Kriege herein. Aber die Menschen in Frohnleiten ließen sich nie unterkriegen. Auch nicht an einem großen Wendepunkt: Bis in die Mitte des 19. Jahrhundert war der Wasserweg noch immer die einzige Möglichkeit, große und schwere Güter über längere Strecken zu transportieren.
Die Mur war also konkurrenzlos, bis plötzlich die Eisenbahn kam. Mit der Eröffnung der Linie Mürzzuschlag-Graz rollte plötzlich fast der gesamte Gütertransport auf Schienen an Frohnleiten vorbei, auch weit weniger von Pferden gezogene Karren und Kutschen rollten vorbei. Was die Wirtschaft hart getroffen hat.
In dieser schwierigen Situation musste man sich, wie viele andere Märkte und Städte entlang von Wasserwegen, neu erfinden. Doch schon bald begann dank vieler tüchtiger Menschen ein neues Zeitalter: Industrie-, Handwerks- und sonstige Betriebe haben den Markt – nicht zuletzt wegen seines einzigartigen Waldreichtums – als attraktiven Standort entdeckt und erfolgreich genützt.
Frohnleiten entwickelte ein spannendes, neues Profil als historisch gewachsene Schönheit, als Kurort, als Zentrum von Wirtschaft und Innovation und als Platz ganz besonderer Lebensqualität. Was schließlich im Jahr nach der Jahrtausendwende (2001) in der Erhebung zur Stadtgemeinde mündete.