Bewegte Geschichte

Das Rathaus erzählt

Vom Glanzstück des einstigen
Kurortes zum Zentrum für
Politik, Verwaltung und Trauungen

Das Rathaus am Rande des Hauptplatzes von Frohnleiten ist der Mittelpunkt des politischen Geschehens und Sitz der Verwaltung der Stadt. Es kann aber nicht nur deshalb viele spannende Geschichten erzählen. Das eindrucksvolle Gebäude mit der schönen Fachwerkfassade war einst Glanzstück von Frohnleitens großer Geschichte als Kurort. Es wurde 1904 im sogenannten Heimatstil erbaut, den um diese Zeit vor allem luxuriösen Hotelbauten bevorzugt haben. Nicht wenige große und erfolgreiche Kuranstalten bedienten sich damals ebenfalls dieses Baustils, um damit auf die Gäste bewusst nicht wie ein Krankenhaus zu wirken.

Die „Spezialität“, so beschreibt es eine Werbeeinschaltung der damaligen „Kur- und Wasserheilanstalt Austria“, waren „Mast-, Entfettungs- und Diätkuren“, wie man das Angebot aus heutiger Sicht nicht unbedingt dezent beschrieb. Es hatte ausgedehnte „Licht-, Luft- und Sonnenbad-Anlagen“ und es war offenbar ungemein erfolgreich. Die Kurgäste kamen in Scharen, das Gebäude musste deshalb schon bald erweitert werden. 1918 übernahm das Sanatorium der Wiener Arzt Samuel Weiss, dessen späteres Schicksal aufgrund seiner jüdischen Herkunft die „Stolpersteine“ der Stadt erzählen. 1937 musste das Haus geschlossen werden, ein Jahr später wurde es vom NS-System für eigene Zwecke übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkauften die rechtmäßigen Erben von Samuel Weiss das Gebäude.

Im Jahr 1984 wurde es schließlich zum Rathaus. Bei der dafür notwendigen Umgestaltung nach Plänen des Architekten Hermann Pichler entstand im ersten Stock ein Mehrzwecksaal mit sowohl politischer als auch romantischer Nutzung. Dort gehen nicht nur die Sitzungen des Gemeinderates über die Bühne, es finden auch Trauungen statt.